Wer seiner Kreativität Auslauf gegeben, und nach unzähligen Werkstattstunden ein Bike der Marke Eigenbau in die Welt gesetzt hat, dem wird irgendwann gewahr, dass der originale Markenschriftzug auf seinem Bock mit der Realität nicht mehr allzuviel gemein hat. Aber wie entledigt man sich der groben Lettern?
Bei Klärung dieser Frage stellen Beschriftung von Tank und Seitendeckel das geringste Problem dar, fallen sie zumeist eh einer individuellen Lackierung zum Opfer. Problematischer wird's bei den Motorseitendeckeln, da die meisten Hersteller den Markennamen einzugießen pflegen. Soll der Deckel farbig werden, bietet sich natürlich diese Möglichkeit: zuspachteln, beischleifen, Lack drüber und fertig.
Wer aber den Aludeckel in seiner puren Pracht beibehalten will, für den ist noch nicht mal das Zuschweißen der Weisheit letzter Schluss, weil es leider immer erkennbare Spuren hinterlässt. Denn selbst erfahrenste Schweißer schaffen das meist nicht ohne Lunker (im Alu eingeschlossene Luftblasen). Und zu allem Übel gesellt sich noch ein zweiter Silberfarbton dazu. Das Schweißgerät sollte man bestenfalls an Aludeckel lassen, die in Strahloptik gehalten werden. Bei dieser rauhbeinigen Oberfläche fallen die unschönen Begleiterscheinungen nicht so ins Auge.
Eine gute Möglichkeit, den unbeliebten Schriftzug loszuwerden, besteht darin, ihn zu überkleben. Natürlich nicht mit x-beliebigen Abziehbildchen, sondern mit passenden Alu-, Messing- oder VA-Schildern. Eine Lösung, die zudem den Vorteil bietet, je nach Form oder Oberflächenbearbeitung des Schildes, noch ein designerisches i-Tüpfelchen zu setzen. Das Verfahren, dass hier anhand der Honda VT 600 Motorseitendeckel erläutert wird, ist natürlich auch überall dort anwendbar, wo Metall auf Metall geklebt werden soll. Will man die Motordeckel polieren, ist es empfehlenswert, dies zu tun, bevor man sich an die Schilder `ran macht.
Okay, machen wir uns ans Werk:
Die gewünschte Form der Schilder wird auf Pappkarton gezeichnet und ausgeschnitten (siehe Skizze).
In unserem Beispiel wurde der gewünschte Schriftzug mittels CNC-Technik eingraviert, so dass sich eine alternative Vorgehensweise anbot. In einem entsprechend großem 2 mm dicken Alublech wurden die Konturen nach dem Gravieren ausgefräst, so dass das schweißtreibende Heraussägen entfiel (Kosten: ca. 80 DM für beide Schilder). Da die CNC-Gravur zudem entsprechend tief war, bot sich hier die Möglichkeit das Schild erst anschließend zu polieren. Günstige Anbieter für Gravuren findet man am ehesten in Fachzeitschriften oder im Internet, auch ein Blick ins Branchenbuch kann sich lohnen.
Ob man Alu-, VA- oder Messing-Blech verwendet ist letztlich Geschmackssache. Für VA spricht, dass 1 mm dünnes Material Verwendung finden kann, für das sich eine Lasergravur empfiehlt. Die Kehrseite der Medaille: die Gravur ist nicht besonders tief, und VA hat einen anderen Silberglanz als Alu. Für letzteres ist eine Lasergravur denkbar ungeeignet, aufgrund seiner weicheren Beschaffenheit würde es einfach dahin schmelzen. Da andere Gravurverfahren tiefer ins Blech stoßen, muss dementsprechend dickeres Material gewählt werden. Insgesamt wirken die Aluschilder aber plastischer und ihr silbriger Glanz entspricht dem des Deckels.
Da die meisten Motordeckel gewölbt sind, muss die Fläche, auf die später das Emblem aufgeklebt wird, plan geschliffen werden. Die geschliffene Oberfläche bietet zudem optimalen Haftgrund für den Kleber. Zunächst muss diese Fläche markiert werden. Dazu werden die (hoffentlich noch vorhandenen) Pappschablonen auf die Seitendeckelschriftzüge aufgelegt, und die Kontur mit Edding aufgemalt.
Sind die Deckel soweit vorbereitet, gilt es die Embleme der Wölbung des Deckels anzupassen.
Ist auch dieser Arbeitsschritt erfolgreich absolviert, geht's ans kleben. Zunächst werden die Klebeflächen mit Verdünnung gesäubert. Als Kleber sollte mindestens 120° Grad hitzebeständiger Zweikomponenten- oder Silikonkleber verwendet werden, den man u.a. im Baumarkt oder in Autozubehörläden findet. Den Kleber vorschriftsmäßig anmischen und auftragen. Dann das Schild auflegen, ausrichten und andrücken. Sollte sich der Kleber seitlich als dicker Wulst rauspressen, wird dieser mit Hilfe eines Zahnstochers (Streichholz tut's auch) grob entfernt. Anschließend erneut ausrichten. Nach zirka 30 Sekunden Wartezeit werden die restlichen Klebereste mit einem in Verdünnung getauchten Pinsel weggestrichen
Was die Form oder Oberflächenbearbeitung der Embleme angeht, sind dem Ideenreichtum natürlich keine Grenzen gesetzt. Wenn das Bike bereits einer Namenstaufe unterzogen worden ist, wie in unserem Fall, kommt's gut, wenn man auf diese Art seinen Stempel auf den Seitendeckel drückt. Phantasiegravuren, eingefräste Ornamente oder ein kleines Airbrush kommen aber auch nicht schlecht, wenn es in das Gesamtbild des Bikes paßt.
Beate & O.K.