Um es gleich vorweg zu schicken: Polieren ist kein Sonntagsspaziergang. Wer eigenhändig Metalle auf Hochglanz trimmen will, braucht schon etwas Übung, muß kräftig zupacken können, und sich nebenbei damit abfinden, daß er nach vollbrachtem Werk einer gründlichen Ganzkörperreinigung bedarf.
Aber die Mühen lohnen sich. Und jeder Bastler, der über eine vernünftige Bohrmaschine verfügt, kann es selber tun. Ein Grund euch zu zeigen, wie man mit geringst möglichen Aufwand, zeitlich wie finanziell, ein perfektes Ergebnis erzielen kann. Denn selber Polieren ist nun mal der billigste und schnellste Weg, um Teile unseres Kultobjektes zu veredeln. Und es verschafft auch noch ein nicht unerhebliches Gefühl der Befriedigung, wenn nach Schmutz und Schweiß der neue Glanz erstrahlt.
Gerade bei Aluminium, immerhin eines der Hauptbestandteile jedes Motorrades, liegen die Vorteile gegenüber dem Verchromen auf der Hand. Hier wird von Billiganbietern recht häufig auf die notwendige Kupferschicht zwischen Chrom und Alu verzichtet. Mit dem unerfreulichen Ergebnis, daß der Chrom bereits nach einem halben Jahr erste Auflösungserscheinungen zeigt. Während poliertes Alu bei sachgemäßer Pflege fast Ewigkeitswert hat und auch, im Vergleich zu rauhem unpoliertem, Vorzüge aufweist. Es wird haltbarer und pflegeleichter, da Polieren nichts anderes als eine Oberflächenverdichtung bewirkt. So haben Schmutzpartikel deutlich weniger Chancen sich ins Alu einzunisten, und ihr Vernichtungswerk zu beginnen. Ab und an mit entsprechender Politur behandelt, beschert das aufpolierte Leichtmetall lang anhaltende Freuden. Lediglich vor Salzfraß, und nicht für Alu geeignete Reinigungsmittel sollte man sich in Acht nehmen.
Wer dennoch verchromen will, kommt ums Thema auch nicht herum. Grundsätzlich sollten die Teile vorher glatt poliert werden, da feindlich gesonnene Unebenheiten ansonsten im Chromglanz erst recht zur Geltung kommen. Neben Alu eignen sich auch Kunststoff, Messing, Stahl und VA zum polieren. Letzteres, einmal auf Hochglanz gebracht, ist besonders pflegeleicht. Es bedarf lediglich eines Lappens, um es wieder zum funkeln zu bringen.
Wir wollen uns an dieser Stelle aber vornehmlich dem Aluminium widmen, und haben als Anschauungsbeispiel mit einem Motorseitendeckel ein beliebtes Polierobjekt zum Glänzen gebracht, das sich durchaus auch für Anfänger eignet. Das "gute" Stück ist ziemlich mitgenommen, und hat vom Salzfraß
Bei Härtefällen mit gravierenden Sturzspuren wie bei unserem Deckel
Grundvoraussetzung für die eigentlichen Polierarbeiten ist eine Bohrmaschine, die mindestens 650 Watt hat und 3000 Umdrehungen pro Minute auf die Rolle bringt. Ein Bohrständer oder eine entsprechend stabile Spannvorrichtung sollten auch vorhanden sein. Der Schraubstock ist dafür nicht geeignet. Wenn Manneskräfte sinnvoll walten, findet die Bohrmaschine hier nicht den entsprechenden Halt.
Für die Bohrmaschine gibt es diverse Polieraufsätze, die in Form und Härte verschieden abgestuft sind. Im Regelfall benötigt man zwei verschiedene Polierbürsten: eine Vorpolierscheibe und eine Hochglanzpolierscheibe, am besten im 100er Durchmesser. Der Bedarf richtet sich immer nach dem Zustand des zu polierenden Teils. Sind die Polierobjekte so verhunzt, wie unser Deckel, verbraucht man erfahrungsgemäß mehr Vorpolierscheiben als Hochglanzpolierscheiben. In solchen Fällen also im Verhältnis zwei zu eins besorgen. Für Vertiefungen die von den Polierscheiben nicht erreicht werden, sollte man sich noch einen Satz Filzpolierstifte und Gummipolierer zulegen, die in verschiedenen Größen und Formen erhältlich sind.
Die Bürsten verrichten ihre Arbeit nicht alleine, sondern nur in Zusammenarbeit mit entsprechenden Polierwachsen. Hier unterscheidet man zwischen Schleifpaste (vergleichbar mit etwa 400er Schleifpapier) für grobe Vorarbeiten, sowie Vorpolier- und Hochglanzpolierwachs. Zudem sind auch Spezialwachse für Kunststoff und VA erhältlich. Die Wachse haben je nach Bestimmung Farbcodes, die aber von Hersteller zu Hersteller verschieden sind. Mit dem Fingernageltest läßt sich die Eignung schnell klären. Je weicher ein Wachs ist, um so mehr taugt es fürs gröbere Abtragen, während das härtere fürs Hochglanzpolieren von Alu oder für Stahl und VA Verwendung findet. Polieren ist absolute Drecksarbeit. Von daher sind Schutzbrille und Staubmaske zur eigenen Sicherheit Pflicht. Nicht zu vergessen, daß das Metall beim Polieren richtig heiß wird, Handschuhe sind also auch angesagt.
Möglichst nicht im Baumarkt! Was dort zu ergattern ist, ist vergleichsweise teuer, und eignet sich bestenfalls zum Polieren des Tafelsilbers. Poliersets, die von Zubehöranbietern wie Louis, Polo oder Hein Gericke angeboten werden, sind zwar qualitativ nicht schlecht, eignen sich aber kaum für den Großangriff in Sachen Glanznummer. Nach zwei Motorseitendeckeln ist das Material bereits teilweise aufgebraucht. Zudem lässt die Zusammenstellung mit nur einer schmalen Vorpolierscheibe zu wünschen übrig. Und einzeln nachbestellen ist nicht überall möglich. Oft fehlt auch entsprechendes Zubehör im Programm.
Wer sich ein vernünftiges Polierset zusammenstellen will, für den lohnt der Blick in Branchenbuch oder Fachzeitschriften. Spezialisierte Anbieter bieten eine gute Auswahl an qualitativ hochwertigen Bürsten in den verschiedensten Größen, die auch einiges dicker und somit langlebiger sind, als in den handelsüblichen Poliersets. Hier findet man auch eine breite Auswahl an Filzpolierstiften und Wachsen.
richten sich nach dem Zustand des Alus, und danach was man polieren will. Unser Motorseitendeckel war mit ekelhaftem Klarlack überzogen, der bereits gelblich angelaufen war, was meist schon nach zwei Jahren der Fall ist. Hier empfahl es sich, den Lack abzubeizen und die Reste mit mittlerer oder grober Stahlwolle abzureiben
Andere Teile wie Griffarmaturen oder Hebeleien sind von Haus aus mit Kunststoff überzogen, den man ablaugen oder abstrahlen lassen kann. Generell ist zu sagen, dass Strahlen als Vorarbeit zum Polieren nicht so gut geeignet ist, da das Material anschließend sehr grobporig ist. Die raue Oberfläche muss auf jeden Fall erst wieder beigeschliffen werden.
Wer seine Teile trotzdem strahlen lassen möchte, sollte dies unter niedrigem Druck von 3 bis 4 bar und mit Glasperlen feinster Körnung tun.
Dichtflächen, Zuleitungen für Ölanschlüsse oder Kunststoffteile wie z.B. Ölaugen müssen natürlich vor Schmutz und Polierbürste bewahrt werden. Zum abkleben sollte Textilklebeband Verwendung finden.
Ist alles gut vorbereitet und abschließend noch mal mit Kaltreiniger gesäubert, kann man sich endlich den "Freuden" des Polierens widmen.
Aber vorweg muss für sicheren Halt gesorgt werden. Entweder die Bohrmaschine einspannen, oder das Objekt der Begierde sicher mit Schraubzwingen auf der Werkbank verankern. In unserem Fall haben wir die Spannvorrichtung von einem Wolfkraft-Bohrmaschinenständer zweckentfremdet. Das Bohrfutter wird großzügig mit Textilklebeband umwickelt, damit beim Abrutschen, was garantiert mal vorkommen wird, das getane Werk nicht direkt wieder verhunzt wird.
Polieren sollte immer mit System betrieben werden, ansonsten entstehen Unregelmäßigkeiten. Also, vorher überlegen in welcher Reihenfolge man mit der Bürste über das Teil wandert, und diese immer beibehalten. Es empfiehlt sich die Flächen im Kreuzgang anzugehen. Ganz wichtig ist, allzeit in Bewegung zu bleiben. Gerade mit der Vorpolierbürste ist es sehr schnell passiert, dass Riefen und Dellen entstehen, wenn man zu lange auf einer Stelle verharrt. Auf hervorstehende Ecken und Kanten darf man auch nicht zu lange verweilen, da sie sonst unwiderruflich wegschmelzen. Und scharfe Kanten (z.b. Kühlrippen) sollte man immer der Länge nach polieren, da ansonsten zu viel Bürstenmaterial verschwendet wird. Rundungen und Wölbungen lassen sich im übrigen immer leichter polieren als ebene Flächen. Den Poliermatsch zwischendurch mit Verdünnung oder Kaltreiniger abwischen und nach eventuell noch vorhandenen Riefen Ausschau halten. Wenn man sieht, dass sich die Bürste mit Alu und Poliermatsch zusetzt und verklebt, hält man die rotierende Scheibe kurz an eine Drahtbürste. Glänzt alles schön gleichmäßig, so dass man sich schon drin spiegeln kann, ist der erste Akt beendet.
Die Vorgehensweise beim Hochglanzpolieren ist die gleiche, aber man wird direkt merken, dass Hochglanzpolierwachs einen wesentlich größeren Reibwiederstand bietet, als das zuvor benutzte. Flutschte die Vorpolierbürste noch locker über den Deckel, so scheint die Hochglanzbürste richtig an dem Teil herumzureißen. Hierbei also besonders für sicheren Halt sorgen. Ansonsten ist es schnell passiert, dass das Teil weg springt, und ein neuer Kratzer für nicht unerhebliche Missstimmungen sorgt. Man muss auch nicht mehr so stark gegen drücken wie beim Vorpolieren. Aber bedenken: das Material wird wesentlich heißer. Meist reicht ein Arbeitsgang. Zum Schluss die unzugänglichen Stellen mit Filzpolierstiften oder Gummipolierern bearbeiten, wobei letztere grundsätzlich ohne Polierpaste verwendet werden.
Und nicht gleich aufgeben, wenn die ersten Polierversuche nicht den gewünschten Superglanz bringen. Meist liegt es daran, dass in fiebriger Erwartung zu früh zur Hochglanzpolierscheibe gegriffen wird. Auch nicht verzagen, wenn das fast fertige Teil mal von der Bürste springt; das passiert fast jedem mal. Mit etwas Geduld, Übung und einer gründlichen Vorarbeit steht bald das Strahlen im eigenen Gesicht dem des Alus in nichts nach.
Noch ein Wort zur Pflege: In Zeiten von Silikonsprühwachsen ist es kein Problem das aufpolierte Alu auch bei widrigen Witterungsbedingungen zu schützen. Wer aber beständig bei seinen Kumpels damit prahlen will, dass es sich hierbei wirklich nicht um Chrom, sondern "nur" um selbst poliertes Alu handelt, der muss regelmäßig zur Alupolitur greifen.
Beate & O.K.